Urlaub auf dem Hausboot: Das müsst ihr wissen

Wenn ihr schon immer einmal davon geträumt habt Kapitän zu sein und sich abends sanft auf dem Wasser in den Schlaf wiegen zu lassen, ist ein Urlaub auf dem Hausboot die richtige Entscheidung. Ob mit Freunden oder Familie: Solche Ferien sind stets ein Erlebnis. Ihr zieht gemächlich an malerischen Uferlandschaften vorbei und haltet an den Städten und Dörfern an, die euch interessieren.

Alle wichtigen Fakten zu Ferien auf dem Hausboot erfahrt ihr hier.

Inhaltsverzeichnis:

Infos & Tipps: Urlaub auf dem Hausboot

Ist ein Bootsführerschein erforderlich?

Immer wieder gibt es Gerüchte, dass ohne Bootsführerschein kein Boot gefahren werden darf. Dies stimmt nur eingeschränkt. In nahezu allen Regionen Europas ist es möglich, ohne Bootsführerschein ein Hausboot anzumieten und mit diesem über Kanäle, Flüsse und Seen zu gleiten.
Dazu gehören in Deutschland die Müritz und Mecklenburg sowie Brandenburg und die Havel. Euch reizt das Land der Grande Nation? Dann könnt ihr über alle Kanäle und Flüsse in Frankreich ohne Bootsführer schippern und gelungene Ferien verbringen. Auch für Südholland mit Amsterdam und die friesische Seenplatte in Nordholland ist solch ein Zertifikat nicht erforderlich. Weitere Regionen, für die kein Bootsführerschein notwendig ist, sind die masurische Seenplatte, das belgische Flandern, der schottische Caledonian Canal und die Themse sowie Norfolk Broads in England. Im irischen Shannon ist das Anmieten eines Hausboots ebenfalls unkompliziert. Wenn es euch in den Süden zieht, bieten sich die Lagune von Venedig, das italienische Po Delta und der portugiesische Grande Lago See an. Für diese Gebiete ist kein Bootsführerschein nötig. 

Was darf ich auf keinen Fall vergessen? Was muss mit in den Koffer?

Neben den privaten Dingen ist es ratsam, eine praktische sowie sportliche Bekleidung mitzunehmen. Rutschfeste Schuhe auf dem Boot sind ein Muss. Um die Leinen gut halten zu können, sollten Handschuhe mit im Gepäck sein. Gartenhandschuhe sind beispielsweise ideal, da sie einen effizienten Schutz gegenüber Abschürfungen bieten. Weitere wichtige Utensilien sind ein Feuerzeug und Wäscheklammern. Der Gesundheit zuliebe benötigt ihr ferner eine Kopfbedeckung, Sonnencreme und Medikamente. Für eine amüsante Zeit an Bord dürfen Bücher, Spiele und Reiseführer nicht fehlen. Ladegeräte und Kabel für Smartphone gehören ebenfalls in den Koffer. Um Einkäufe vor Ort problemlos abwickeln zu können, kommt Bargeld mit ins Portemonnaie. Nehmt ihr euren Hund mit aus Hausboot? Dann müssen Spielsachen, Decke, Korb und Fressnapf mit in die Tasche.

Wie kann ich sehen, wo ich anlegen darf?

Ganz gleich, wo die Reise hingeht, ihr werdet zahlreiche Anlegestellen vorfinden. Ein Anlegen in freier Wildbahn ist vielerorts möglich, aber in Holland und Irland nur mit Einschränkungen. Ergänzend dazu gibt es Anlegestellen in Städten und Häfen. Zumeist könnt ihr nach der Regel verfahren: Dort wo nichts steht, könnt ihr mit dem Hausboot anlegen. Abschnitte, an denen dies verboten ist, sind deutlich gekennzeichnet. Wie die Kennzeichnung aussieht, ist von Land zu Land unterschiedlich. 

Ist ein Urlaub mit dem Hausboot etwas für Kinder?

Kinder haben einen großen Spaß am Hausbootfahren. Für sie ist es ein Abenteuer, welches für gelungene Ferien sorgt. Es gibt sogar Mehr-Generationenboote, die speziell auf ein Verreisen mit Kindern ausgelegt sind. Für Babys solltet ihr zusätzlich einen Buggy oder eine Wippe mitnehmen. Kleinkinder beziehen am besten eine eigene Kabine. Ein Stillkissen oder ein Runterfallschutz verhindert, dass der Sprössling aus dem Bett fällt. Die Fahrt mit dem Hausboot fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Begeisterung für die Natur. Sobald ein Anlegeplatz erreicht ist, beginnt ein weiterer Spaß: Wanderungen, Städtebesichtigungen, Angeln, Radtouren und vieles mehr ist möglich. Beachtenswert ist allerdings, dass ihr ausreichen Spielsachen für die Kleinen einpacken solltet. Dazu gehören je nach Alter Gesellschaftsspiele, Malbücher und Bälle. Kinderschwimmwesten sind ebenfalls ein Muss, die auf dem Boot bereits vorhanden sind. Übrigens: Wenn die Kinder hinreichend alt sind, können Sie unter Beaufsichtigung eines Elternteils auch ans Steuer des Hausboots.

Wie finde ich den richtigen Weg?

Mit dem Hausboot fahrt ihr auf übersichtlichen Wasserwegen, auf denen ihr euch leicht zurechtfinden werdet. Zusätzlich ist im Boot Kartenmaterial vorhanden, welches bei der Orientierung hilft. Alternativ dazu ist es möglich, sich ein Navigationssystem auszuleihen. In diesem sind wichtige Informationen für die Reise wie Ankerplätze, Reiseroute, Wege und Haltestellen gespeichert.

Wie schnell fährt ein Hausboot?

Ein Hausboot ist ein gemütliches Fahrzeug. Circa 6 bis 10 km/h fährt es. Die jeweilige Geschwindigkeit hängt von dem Hausboottyp ab. In Abhängigkeit von der Region und der Anzahl an Schleusen könnt ihr mit dem Boot pro Tag rund 30 bis 40 km zurücklegen. Während der Fahrt müsst ihr unbedingt auf die Beschilderung achten, um die ortsabhängigen Regeln einzuhalten. 

Kann ich mit dem Boot auch durch eine Schleuse fahren?

Ihr könnt mit dem Hausboot durch Schleusen fahren, die von vielen Urlaubskapitänen als Abwechslung empfunden werden. Selbst Anfängern gelingt das Schleusenfahren ohne Probleme. Im Bordbuch ist vermerkt, wie dies funktioniert. Je nach Route werdet ihr auf manuelle und automatische Schleusen sowie Schleusen mit Schleusenwärter stoßen. Sollte es sich um eine Schleuse mit Schleusenwärter handeln, müsst ihr die Schleusenöffnungszeiten beachten. Wer ganz ohne Schleusen schippern möchte, kann dies auch tun. Es gibt Strecken innerhalb Europas, die schleusenfrei sind.

Routenvorschläge: Wo soll’s denn hingehen?

Einmal Venedig und zurück

Die vielen Inseln und Kanäle bei Venedig sind eine Reise wert. Zu einem besonderen Erlebnis wird das ganze, wenn man es selbst per Boot entdecken kann. Hier ist allerdings aufgrund des regen Treibens auf den Kanälen etwas mehr Aufmerksamkeit gefragt. Besonders schön sind die vielen kleinen Märkte, bei denen man seinen Proviant für den Rest der Reise aufstocken kann.

Markusplatz mit Blick auf den Palazzo Ducale und San Giorgio Maggiore in Venedig bei Sonnenaufgang, Italien
Markusplatz mit Blick auf den Palazzo Ducale und San Giorgio Maggiore in Venedig bei Sonnenaufgang

Routenbeispiel:
Eine wunderschöne Route um seinen Urlaub auf dem Hausboot in Italien zu verbringen, startet in Chioggia. Sie führt zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten und Badeorten in der Lagune von Venedig. Neben all den Inseln rund um Venedig sollte man auch in Silea und Treviso halten, bevor man wieder zurück nach Chioggia fährt. Die hier vorgestellten 160 Kilometer kann man in einer Woche problemlos zurücklegen. Chioggia, der Start und Endpunkt, ist wie Venedig mit kleinen Kanälen durchzogen, besitzt viele Brücken und die Häuser sind direkt am Wasser gebaut. Proviant für die Weiterfahrt kann am Fischmarkt eingekauft werden. Speziell für Kinder ist der schöne Sandstrand der Stadt perfekt. Hier kann man ein paar Stunden mit Baden verbringen.

Murano Glas aus Italien

Nächster Halt könnte zum Beispiel Murano sein. Auf den Inseln kurz vor Venedig befindet sich das Zentrum der Glasherstellung – das weltweit bekannte Murano Glas ist vielen ein Begriff. Hier lohnt sich auf jeden Fall ein Besuch im Glasmuseum! Venedig ist nicht nur für alle frisch verliebten sehenswert, auch alle Anderen können das besondere Flair der Stadt in vollen Zügen genießen. So stattet man am besten der Piazza San Marco und der Markuskirche einen Besuch ab, schlendert durch die kleinen Gassen bis hin zur Rialto Brücke und entspannt am Ende noch bei einer Gondelfahrt in einem der vielen Kanäle.

 Bootsurlaub in Deutschland

Das Gebiet rund um die Mecklenburgische Seenplatte bietet optimale Bedingungen, um in See zu stechen. Viele große und kleine Seen, Kanäle und Ortschaften laden zum Schippern und Verweilen ein. Mit etwas Glück kann man Kraniche und Seeadler während seiner Fahrt beobachten.

Kanus in der Mecklenburgischen Seenplatte

Routenbeispiel:
Die Route führt quer durch Mecklenburg, vorbei an Orten wie Plau, Lübz oder Schwerin. Gestartet wird in Untergöhren und mit nur ca. 5,5 Stunden Fahrt pro Tag könnt ihr die 212 Kilometer lange Route bequem in einer Woche abfahren. Auf eurer Fahrt durchquert ihr 16 Schleusen und könnt immer wieder einen Stopp einlegen, um ein kleines Bad zu nehmen, etwas wandern zu gehen oder euch die Städte genauer anzuschauen.

Im Luftkurort Plau lohnt sich ein Besuch des Aussichtsturms. Man hat einen perfekten Rundum-Blick über die gesamte Gegend . Alternativ könnt ihr durch die schöne Altstadt mit ihren vielen Fachwerkhäusern bummeln. Den historischen Stadtkern sollte man in Lübz einen Besuch abstatten oder man betrachtet die Sterne im ansässigen Planetarium. Das Schweriner Schloss sollte auch auf der Besichtigungsliste stehen, denn das alte Bauwerk gleicht einem Märchenschloss. Bei schönem Wetter ist auch der Schlossgarten empfehlenswert.

Vielfalt in Frankreich

Alte Städte mit Schlössern und Burgen, im Süden die Austernbänke und verschiedene Badeausflüge ans Meer oder im Elsass die wunderschöne Architektur und die schönen Landschaften genießen. Bei einer Bootsfahrt durch Frankreich kommt jeder voll und ganz auf seine Kosten.

Frankreich bietet eine große Auswahl an verschiedenen Routen an:

1. Routenbeispiel Südfrankreich:
Wer die Architektur und Romantik Südwestfrankreichs erkunden möchte der startet mit dem Hausboot in Agen. Über Moissac, Castelsarrasin, Montauban und Montech gelangt man am Ende wieder in Agen an. Während der 4,5 Stunden Fahrt am Tag durchquert man auf den circa 128 Kilometern 46 Schleusen und fährt vorbei an wunderschönen Landschaften und Bauwerken.

Saint-Cado in der Bretagne, Frankreich
Saint-Cado in der Bretagne

Agen ist für die großen Pflaumenplantagen in der Gegend bekannt. Am besten man nimmt sich ein paar der leckeren Früchte als Dörrobst mit aufs eigene Boot! Die Kanalbrücke und das städtischen Museum sollte man auch kurz besuchen. Moissac ist nicht nur ein Stopp auf unserer tollen Route sondern auch als Etappe auf dem Jakobsweg bekannt. Dort besucht man die zum UNESCO Weltkulturerbe zählende Abtei Saint Pierre und lässt den Abend in einem der leckeren Restaurant ausklingen. Bei einem weiteren Zwischenhalt in Montauban, eine Planstadt des Mittelalters, besichtigt man am besten die Kathedrale und die schöne Altstadt.

2. Routenbeispiel Südfrankreich

Wer den Süden Frankreichs noch etwas besser mit dem Hausboot erkunden möchte,  der kann sich auch für folgende Route entscheiden: Gestartet wird in Lattes, und über Bouzigues, Marseillan erreicht man Agde. 108 Kilometer lang ist diese Route und mit 4 Stunden am Tag sehr gut zu befahren. Die Stadt Lattes kann man sowohl zu Beginn der Tour gut erkunden oder sich die Besichtigung der Ausgrabungen, die aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. stammen, bis zum Ende der Route aufheben. Bei Bouzigues und Marseillan lassen sich wunderbar ausgiebige Strandspaziergänge machen und das planschen im Meer macht den Kindern bestimmt Spaß. Die breiten Sandstrände an der Mittelmeerküste laden zum Verweilen ein. Sobald man in Agde angelegt hat, kann das Bummeln in den verschiedenen Stadtvierteln los gehen. Auch eine Fahrt mit dem Hausboot auf dem Canal du Midi sollte auf dem Tagesplan stehen. Dieser zum UNESCO Weltkulturerbe zählende Kanal, verbindet Toulouse mit dem Mittelmeer und ist bekannt für die wunderschöne Landschaft durch die er fließt.

3. Routenbeispiel:
Die dritte Route ist 170 Kilometer lang und führt über 58 Schleusen von Dompierre-sur-Besbre nach Châtillon-en-Bazois und wieder zurück. Auf dieser Tour geht es ruhiger zu, man kann die schöne Landschaft und das gute Essen in den verschiedenen Dörfern genießen. Wer dann allerdings doch etwas Lust auf Kultur bekommt, für den gibt es in den Orten Decize und Châtillon-en-Bazois zahlreiche Schlösser und alte Kirchen zu bestaunen. Bei Decize kann man außerdem super baden gehen!

4. Routenbeispiel: Elsass
Route vier führt durch das wunderschöne Elsass. Mit knappen 5 Stunden Bootsfahrt am Tag kommt man von Lutzelbourg nach Saverne und über Straßbourg wieder zurück nach Lutzelbourg. 115 Kilometer lang und befahrbar durch 60 Schleusen bietet diese Route viel für Kulturliebhaber. In Saverne sollte man  zum Beispiel das Schloss von Rohan besichtigen und dem wunderschönen Rosengarten einen kurzen Besuch abstatten. Auch zum Shoppen bietet Saverne viele Möglichkeiten. Straßburg ist der nächste Stopp. Hier schaut man beim Straßburger Münster vorbei, besichtigt eins der vielen Museen und auch das Europäische Parlament sollte besucht werden. Wer noch etwas mehr Zeit hat, der kann bei einem Spaziergang durch den Botanischen Garten die Pflanzenwelt bewundern. Wieder in Lutzelbourg angekommen, genießt man das Ende der Fahrt am besten bei einem Glas Wein und mit Ausblick auf die alte Burgruine der Stadt.