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Meine langersehnte Schiffsreise mit der Aranui 5 in der Südsee

Und rundherum ist nichts als das Meer … Gut 1.5 Jahre habe ich mich auf diese Reise gefreut, im November dieses Jahres war es nun endlich soweit. Zusammen mit meinen Eltern flog ich den weiten Weg bis nach Französisch Polynesien, um dort für 2 Wochen an Bord der Aranui 5 zu gehen.

Aber der Reihe nach: Schiffsreisen liegen mir im Blut, mit 3 Jahren lernte ich schwimmen, damit ich endlich meine Großeltern auf ihr Motorboot begleiten durfte. Sobald auch mein Bruder schwimmen konnte, nahmen uns unsere Eltern jeweils mit auf Kreuzfahrten in die weite Welt. Von den Träumen unter weißen Segeln auf der Star Clipper in der Andamanensee habe ich in einem früheren Artikel bereits berichtet. Die Reise mit dem Frachtschiff Aranui zu den entlegenen Marquesas Inseln bestimmte einige Jahre die heimischen Diskussionen über das nächste Urlaubsziel. Nachdem das neue Schiff Aranui 5 die Nachfolge ihrer Vorgängerin Aranui 3 im Dezember 2015 antrat, war es beschlossene Sache und wir bemühten uns um Kabinen. Da maximal 240 Passagiere mitreisen können, ist die Vorausbuchungsfrist sehr lang. Wir buchten unsere Reise direkt nach Erscheinen der neuen Daten und Preise im März 2016 und freuten uns also 18 Monate auf unser Südseeabenteuer.

Die Aranui 5: Eine Mischung aus Fracht- und Kreuzfahrtschiff

In erster Linie ist die Aranui 5 ein Frachtschiff, dass die Marquesas Inseln im Norden Französisch Polynesiens mit Waren aller Art versorgt. In ihren riesigen Frachträumen finden neben Autos, Fahrrädern auch Waschmaschinen und Lebensmittel Platz. Auf dem Rückweg zu ihrem Heimathafen Papeete/Tahiti nimmt das Schiff Kopra (getrocknetes Kokosnussfleisch) mit. In dieser „Währung“ zahlen die Marquesaner ihre bestellten Waren. Aus Kopra wird Öl z.B. für die Kosmetikindustrie gewonnen.

Die amerikanischen Hippies und schließlich das Buch “1.000 Orte, die man gesehen haben sollte, bevor man stirbt” machten die Route der Aranui Reisenden aus aller Welt bekannt. Seitdem mischen sich immer mehr Urlauber unter die Passagiere, zu denen auch heute noch Einheimische gehören, die die Aranui als Fähre von A nach B nutzen. Die Aranui 5 erhebt zwar immer noch nicht den Anspruch eines Kreuzfahrtschiffes, bietet aber deutlich mehr Komfort als ihre Vorgängerinnen. So können sich die Passagiere auf großzügig eingerichtete Kabinen teilweise sogar mit privatem Balkon, Bars, 3 Sonnendecks, einen Pool sowie eine Boutique und einen kleinen Spabereich freuen. Die Mahlzeiten werden in einem Speisesaal von der freundlichen Crew serviert.

Einfach schön: Die Inseln Fakarava & Rangiroa

Nun aber zur Reise selbst: Aranui bedeutet so viel wie langer Weg, und den legt das Schiff auf seiner 14-tägigen Reise tatsächlich zurück. Von Tahiti führt die Fahrt über das Tuamotu Archipel zu den Marquesas Inseln. Um die zwei volle Tage und Nächte dauernde Seefahrt für die Passagiere kurzweiliger zu gestalten, wird sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg jeweils ein Atoll des Archipels angefahren.

Südseeinsel

Fakarava und Rangiroa sind wahrhaftige Trauminseln und erfüllen jedes Klischee der Südsee. Das türkisfarbene, kristallklare Wasser vor den Palmen gesäumten Stränden haben mich in ihren Bann gezogen. Die Dörfer auf den meist nur 100 m breiten Korallenbänken bestechen mit einem ganz eigenen Charme. Allgegenwärtig ist die strenge Religiosität der Polynesier, die Kirchturmspitze sehen wir schon von weit weg. So manch eine Gemeinde bei uns in Europa könnte sich an den sorgsam gepflegten Gärten und öffentlichen Plätzen ein Beispiel nehmen. Mit großem Interesse bestaune ich auch die Geschäfte, in denen neben Lebensmitteln des täglichen Bedarfs auch Werkzeug, Kleidung und jetzt zur nahenden Weihnachtszeit auch Tannenbäume verkauft werden.

Perlenzuchtterritorium

Rangiroa ist aber nicht nur für seinen Südseecharme bekannt, sondern auch das bedeutendste Perlenzuchtterritorium des Landes. Beim Besuch einer Perlenfarm erfahre ich, wie die schwarze Tahiti-Perle gezüchtet wird. Meine Bewunderung für diese außergewöhnlichen Schmuckstücke wächst nochmals mehr. Ein glanzvolles Souvenir sind sie noch obendrein!

Die Marquesas Inseln 

Einen ganz anderen Charme versprühen die eher schroffen Marquesas Inseln im Norden Französisch Polynesiens. Sechs Inseln des Archipels fährt die Aranui 5 auf ihrer Reise an und löscht ihre Fracht. Während der Be- und Entladung haben wir Passagiere ausreichend Zeit für Erkundungstouren. Auf einigen Inseln sind Ausflüge im Reisepreis bereits inbegriffen. Mit Jeeps fahren wir quer über Nuku Hiva und Ua Huka und entdecken dabei die Kultur der hier lebenden Volksstämme. Begleitet werden die Ausflüge von Reiseleitern, die nach Sprachen getrennt, auf Englisch, Französisch und Deutsch interessante Geschichten und wissenswerte Hintergrundinformationen präsentieren. Besonders beeindruckt haben mich die filigran gearbeiteten Tikis. Diese lebensgroßen Steinfiguren sind Abbilde früherer Häuptlinge oder anderer wichtiger Stammesmitglieder. Lebendiger geht es bei den Tanzaufführungen der Dorfbewohner zu. Mit Blumenkränzen geschmückt, treten die Frauen in Palmenblattröcken und die Männer mit Lendenschurz auf. Den Status eines Mannes im Stamm erkennt man an den aufwändigen Tattoos, die den ganzen Körper bedecken. Marquesanisch ist übrigens der Ursprung des Wortes Tattoo.

Die Kunst der Marquesaner

Kunst ganz anderer Art und aus der neueren Zeit, machten die Marquesas zunächst in Frankreich, schließlich aber in aller Welt, bekannt. Paul Gauguin verbrachte seine letzten Lebens- und Schaffensjahre in Atuona auf Hiva Oa. Seine ausdrucksstarken Malereien der Polynesierinnen sind meine erste Erinnerung an einen gemeinsamen Museumsbesuch mit meinem Vater, ein großer Bewunderer Gauguins. Jacques Brel verzaubert mit seinen Chansons ein breites Publikum. Sein Flugzeug ist noch heute im Hangar hinter dem Wohnhaus von Paul Gauguin zu sehen. Kunst zum Mitnehmen wird in Form von Knochenschnitzereien, Muschelketten oder farbenfrohen Pareos angeboten. Marquesaner sind begabte Kunsthandwerker stelle ich neidlos fest.

Das Essen der Marquesaner

Das Wasser läuft mir beim Anblick der üppigen Mangobäume, die in fast jedem Garten stehen, im Munde zusammen. Auch Ananas, Papaya, Limetten und andere tropische Früchte wachsen auf den Marquesas Inseln in Hülle und Fülle. Der Südpazifik ist einer der reichsten Fischgründe unserer Welt. So wundert es nicht, dass das Nationalgericht roher Thunfisch in Kokosmilch (Poison Cru) ist. Ansonsten ist die Küche Französisch Polynesiens vom französischen Einfluss geprägt. Ein herzhaftes Lachen provoziert unsere Reiseleitung bei der Erwähnung der Baquettebriefkästen an den Häusern. Briefe werden nicht ausgeteilt, sondern in Postfächer auf dem Postamt gelagert. Täglich frisches Baquette jedoch wird zur entlegensten Hütte ausgeliefert und im Baquettekasten hinterlegt.

Mein Fazit: Die Reise an Bord der Aranui 5 ist ein buntes Potpourri verschiedener Landschaften, herzlicher Gastfreundschaft der Marquesaner und einer ganz eigenen Mischung aus uralter Kultur und französischem Einfluss. Nach zwei Wochen auf dem Schiff, habe ich viele bleibende Erinnerungen gesammelt, die mich noch lange an die Marquesas denken lassen werden.

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