Wie kann ein Victory-Zeichen in England für Ärger sorgen? Was ist los, wenn sich ein Amerikaner an die Stirn tippt? Und warum reagiert man in Australien empört auf ein gut gemeintes „Daumen hoch“? Im Urlaubsland verständigen wir uns aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse gerne mit Händen und Füßen. Doch Vorsicht: International betrachtet ist kaum eine Geste wirklich eindeutig. Ein in Deutschland gebräuchliches Handzeichen hat oft schon im Nachbarland eine völlig andere Bedeutung.
Spielraum für Interpretation
Um in ein gehöriges Kommunikations-Fettnäpfchen zu treten, müssen wir nicht bis ans andere Ende der Welt reisen, wie folgendes Beispiel beweist: Bilden wir mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis, während die anderen Finger ausgestreckt sind, heißt das in der Regel „Okay“ oder „Alles bestens“. In Frankreich jedoch wird so das genaue Gegenteil ausgedrückt, dort heißt das nämlich „null“ oder „wertlos“. Wieder anders in Japan, wo Daumen und Zeigefinger in dieser Position auf das Thema Geld verweisen. Richtig heikel kann unser Okay-Zeichen auch auf Malta, in Tunesien oder Brasilien werden: Dort gibt man dem Gesprächspartner mit dieser Geste zu verstehen, dass man ihn für homosexuell hält. Also Vorsicht!
Daumen hoch – alles prima? Von wegen!
Aber wenigstens an „Daumen hoch“ gibt es nichts falsch zu verstehen? Weit gefehlt! Auch diese gut gemeinte Geste kann im Urlaub leicht für Ärger sorgen. In Australien beispielsweise wird der erhobene Daumen als obszöne Beleidigung aufgefasst. Und wer Zeige- und Mittelfinger überkreuzt, um viel Glück zu wünschen, liegt damit zwar in England richtig – in Griechenland oder der Türkei steht dieses Zeichen allerdings für Freundschaftsbruch. Anders herum drückt eine für uns auf Anhieb negative Geste im Urlaubsland mitunter Anerkennung aus: Tippt man sich in den USA an die Stirn, zeigt uns der Gesprächspartner nicht etwa den Vogel, sondern teilt uns mit, dass er uns für klug hält.
„Victory“ – Fauxpas im Handumdrehen
Selbst das internationale Victory-Zeichen (Zeige- und Mittelfinder bilden ein „V“) wird schnell zum Fauxpas. Bilden die ausgestreckten Zeige- und Mittelfinger ein V, während die anderen Finger eingeklappt sind, bedeutet das „Sieg“ und wird häufig als Friedenszeichen verwendet. Wird die Geste nicht korrekt ausgeführt und dem Gegenüber dabei die Hand-Rückseite präsentiert, ist die Bedeutung in manchen Ländern eine gänzlich andere: Briten und Australier fassen das Handzeichen dann als eine Art doppelten Stinkefinger auf. Die gut gemeinte Sympathie-Bekundung wird quasi im Handumdrehen zur schlimmen Beleidigung. In asiatischen Ländern wird die Geste gerne von fotografierten Personen gezeigt – sie steht dann für „fröhlich“ oder „glücklich“.
Handschlag oder Küsschen? Die richtige Begrüßung
Oft gehen die Unsicherheiten schon bei der Begrüßung los. Während hierzulande der Handschlag üblich ist, kommt diese Form der Begrüßung in Großbritannien nur beim ersten Kennenlernen zum Einsatz. Ansonsten begrüßt man sich einfach mit der Höflichkeitsfloskel „How do you do?“, die natürlich keine wahrheitsgemäße Antwort verlangt. Küsschen auf die Wange sind in Frankreich nicht etwa die Standard-Begrüßung, sondern für Freunde reserviert – anderen reicht man eher flüchtig die Hand. In Indien gibt man sich zwar im geschäftlichen Umfeld inzwischen ebenfalls die Hand, traditionell würde man jedoch die Handflächen vor der Brust aneinander legen und sich leicht verbeugen. Achtung: In arabischen Ländern ist der Handschlag oftmals Männern vorbehalten. In Ägypten beispielsweise sollten Sie als Mann niemals einer Frau zur Begrüßung die Hand entgegen strecken.
Verwirrspiele mit Kopf und Nacken
Sagt ein Grieche „Ne!“ und wiegt dabei den Kopf hin und her, werten wir das wahrscheinlich schnell als Absage. Doch Vorsicht: Was wie ein „Ne“ ausgesprochen wird, ist das griechische Wort für „Ja“, das Kopfwiegen soll die Antwort verstärken. Auch in Indien und auf Sri Lanka trifft man überall auf Menschen, deren Köpfe sich im Gespräch scheinbar zweifelnd hin und her bewegen – und wer hätte es gedacht: Unser Gegenüber stimmt uns auf diese Weise voll und ganz zu. Wirft man in Süditalien, Griechenland, der Türkei oder im arabischen Raum den Kopf zurück, sieht das für uns schon mal wie zustimmendes Nicken aus, bedeutet aber „Nein!“. Sicher ist damit nur Eines: Fleißiges Nicken oder Kopfschütteln helfen uns bei mangelnden Sprachkenntnissen im Urlaub nicht zwangsläufig weiter.
Unser Tipp für Urlaub im Ausland
Wenn ihr euch nicht sicher seid, wie bestimmte Gesten im Urlaubsland wirken, verzichtet besser ganz darauf. Lernt stattdessen die wichtigsten Worte in der Landessprache – und vor allem: Lernt, aufmerksam zu beobachten. So findet ihr im im Nu heraus, was im Einzelfall angebracht ist. Gerade Kinder haben hier ein gutes Gespür und lernen Details besonders schnell. Grundsätzlich gilt: Wer im Urlaub nicht rücksichtslos auf den eigenen Vorstellungen beharrt und stattdessen offen ist für eine andere Kultur, wer in jeder Situation freundlich und mit Bedacht handelt, dem bleiben schlechte Erfahrungen in der Regel erspart. Und nicht vergessen: Ein freundliches Lächeln versteht man überall auf der Welt.