Gut gelaunte Freunde beim Karneval

Karneval in Deutschland – das sind unsere Faschingshochburgen

Zum Ende des Winters, wenn die Tage langsam wieder länger werden, sehnen sich die meisten danach, mal wieder rauszugehen und die dunkle Jahreszeit hinter sich zu lassen. Das ist die Zeit, in der in vielen Gegenden von Deutschland die fünfte Jahreszeit beginnt und ausgelassen gefeiert wird. Wir zeigen euch die besten Orte Deutschlands, um Karneval oder Fasching zu feiern.

Gemeinsam ist bei allen Partys das Datum in der Woche vor Aschermittwoch, dass man sich kostümiert und ausgelassen feiert. In Hessen, Franken, Baden Württemberg und Bayrisch-Schwaben spricht man von der Fasnacht, Fasnet oder Fastnacht. Dieser Begriff kommt vom Mittelhochdeutschen vastnaht, was den Vorabend der Fastenzeit bezeichnet. In den Tagen vor Aschermittwoch hat man es noch mal richtig krachen lassen, bevor man dann auf kirchliche Order 40 Tage bis Ostern fasten musste. Das gilt auch für den in Bayern und Sachsen gebräuchlichen Begriff Fasching, wobei sich der wohl auf den Ausschank von Alkohol bezieht. Entlang des nördlichen Teils des Rheins, etwa ab Mainz und im Rest des Nordens spricht man von Karneval, was sich vom lateinischen carne levare (Fleisch wegnehmen) oder carne vale (Fleisch, lebe wohl!) ableiten lässt.

Das Wichtigste im Überblick

  • Egal ob Fasching oder Karneval, ein fantasievolles Kostüm ist Pflicht.
  • Die fünfte Jahreszeit hat eine lange Tradition, die in manchen Regionen zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO gehört.
  • Lachen, Tanzen, Schunkeln – der Karneval ist das wohl fröhlichste Fest der Deutschen.

Karneval und Fasching in Deutschland – die 9 Partyhochburgen

Früher gab es auch vor Weihnachten eine Fastenzeit, die am Martinstag, also dem 11.11. begann. Deswegen wärmt sich Deutschland an dem Tag schon mal für die kommende Session auf. Wo genau, verraten wir euch hier.

1. Braunschweig – die fröhliche Party im kühlen Norden

Wer glaubt, dass man in Norddeutschland nicht richtig zu feiern weiß, sollte die Löwenstadt Braunschweig zu Karneval besuchen. Bereits 1293 fand hier die erste Karnevalsfeier statt. Der Umzug am Sonntag vor Rosenmontag heißt hier Schoduvel und der Name leitet sich von einem vorchristlichen Brauch ab. Duvel steht für den Teufel und Scho für verscheuchen. Mit dem bunten Treiben hat man also damals versucht, den Teufel und die bösen Wintergeister zu vertreiben. Irgendwann geriet der Karneval in Braunschweig aber in Vergessenheit und wird erst seit 1979 wieder regelmäßig gefeiert.

Kostümierte Freundinnen beim Karneval 
[Bildquelle: © Kzenon | Canva]
Beste Freundinnen im Karnevalsfieber in Braunschweig: Lachen, Tanzen, Feiern

In der Woche vor dem Karnevalssonntag finden mehrere Prunksitzungen und Partys statt. Gefeiert wird also hauptsächlich drinnen. Das ändert sich zum Umzug. Dann ziehen etwa 5.000 Teilnehmer, begleitet von etwa 130 Motivwagen durch die Stadt. Wie bei fast jedem Karnevalsumzug wird dieser angeführt vom Dreigestirn (Till, Bauer und Prinz). Das Besondere am Schoduvel ist eine Teufelsfigur mit furchterregender Maske, der von Hexen gescheucht wird. Andere typische Braunschweiger Figuren sind der Erbsenbär, ein in Erbsenstroh gewickelter Bär, und der Frühling, der von Kindern im Maiglöckchenkostüm begleitet wird. Nach dem Zug verwandelt sich dann der Club Jolly Time in einen bunten Hexenkessel, in dem wild gefeiert wird.

Braunschweiger Karnevalszug im Überblick
Schoduvel Datum:Sonntag vor Rosenmontag
Streckenlänge:ca. 5 Kilometer
Dauer:ca. 4 Stunden
Besucher:bis zu 300.000
Hoteltipp: Das Steigenberger Parkhotel liegt zentral in der Innenstadt, somit seid ihr hier mittedrin im bunten Treiben.

2. Düsseldorf – Party an der längsten Theke der Welt

Die Düsseldorfer Altstadt nennt sich ja selbst die längste Theke der Welt. In den vielen Kneipen geht es ja an einem normalen Wochenende schon ziemlich wild zu, aber zum Karneval steht das Viertel kopf. In Düsseldorf unterscheidet man zwischen dem organisierten und dem unorganisierten Karneval. Der organisierte Karneval hält sich an feste Rituale und die traditionellen Kostüme der Garden und Funkenmariechen erinnern an alte Militäruniformen. Zum organisierten Karneval gehören die unzähligen Prunksitzungen und der Rosenmontagszug, der jährlich bis zu 600.000 Besucher anlockt. Der organisierte Karneval nutzt auch die Tatsache der Narrenfreiheit, um aktuelle Themen spöttisch durch den Dreck zu ziehen.

Bunter Festwagen mit kostümierten Personen zieht durch Düsseldorf
Schrille Festwagen ziehen am Rosenmontag durch Düsseldorf

Eine ganze Reihe von Events finden auf der Straße statt und jeder darf daran teilhaben. Die Session beginnt mit dem Aufwecken des Hoppedietz am 11.11. um 11:11 Uhr. Dieser Schelm ist eines der Maskottchen des Karnevals. Während der Weihnachtszeit haben die Narren dann Ruhepause, bevor ab dem 06. Januar ein Höhepunkt den andern jagt. Zunächst bei Bällen und Prunksitzungen. Am Donnerstag vor Rosenmontag beginnt der finale Höhepunkt mit der Altweiberfasnacht. Die Frauen stürmen an diesem Tag das Rathaus und übernehmen die Macht für 5 tolle Tage. Das ist der Startschuss für den unorganisierten Karneval in den Straßen der Altstadt. Am Aschermittwoch ist noch nicht alles vorbei, denn dann wird unter großem Geheule der Hoppedietz verbrannt.

Düsseldorfer Karnevalszug im Überblick
Datum:Rosenmontag ab 11:30 Uhr
Dauer Vorbeimarsch:ca. 3 Stunden
Teilnehmer:8.000 Teilnehmer in etwa 85 Fußgruppen und 110 Wagen
Besucher:ca. 600.000
Hoteltipp: Das Hotel Düsseldorf Mitte hält was es verspricht. Die Kö und die Altstadt sind in etwa 10 Minuten zu Fuß erreichbar.

3. Köln – schunkeln rund um den Dom

Für Außenstehende mag der Kölner Karneval ausschauen wie der in Düsseldorf. Aber natürlich verweisen die Einwohner der beiden konkurrierenden Städte gerne auf die Unterschiede. Der offensichtlichste: In Düsseldorf trinkt man Altbier und ruft Helau!, in Köln trinkt man Kölsch und jubelt mit Alaaf! Auch wenn der Karneval in Deutschland eine fröhliche Veranstaltung ist, verstehen weder die Kölner noch die Düsseldorfer bei diesem Thema Spaß. Der Karneval in Köln existiert in seiner heutigen Form seit 1823 und auch in der Domstadt herrscht während der Session Ausnahmezustand. Was den Kölner Karneval vielleicht etwas charmanter macht, sind die Bützchen (Küsschen), die man im Karneval sehr generös verteilt.

Fasching in Köln, Deutschland [Bildquelle: © rcphotostock | Canva]
Kölner Karneval: Ausgelassene Stimmung vor der Kulisse der Hohenzollernbrücke

Am 11.11. eröffnen in Köln die Heiligen Knäächte und Mägde die Session, die dann über die Weihnachtszeit ruht. Am 06.01. beginnt die eigentliche Karnevalszeit mit der Proklamation des Dreigestirns (Jungfrau, Bauer und Prinz), die dann bis zum Schmutzigen Donnerstag oder Weiberfasnacht hauptsächlich auf Prunksitzungen und Bällen gefeiert wird. Weiberfasnacht beginnen dann die tollen Tage des Straßenkarnevals mit dem Sturm aufs Rathaus. Danach wird rund um die Uhr in den Kneipen und auf den Straßen getrunken, gesungen und geschunkelt. Am Karnevalssonntag findet mit den Schul- und Veedelszöch das erste Highlight statt. Absolutes Highlight ist aber der Rosenmontagszug durch die Kölner Innenstadt.

Kölner Karnevalszug im Überblick
Datum:Rosenmontag ab 10:00 Uhr
Streckenlänge:ca. 8 Kilometer
Teilnehmer:ca. 10.000 in bis zu 150 Festwagen, über 70 Musikkapellen und unzähligen Fußgruppen
Besucher:über eine Million
Hoteltipp: Wenn ihr zum Karneval nach Köln wollt, habt ihr mit dem Lindner Hotel City Plaza ein zentrales Hotel, in dem ihr zwischendurch immer wieder mal rasten könnt.

4. Mainz – es wird gesungen und gelacht zur Fassenacht

In Mainz heißt der Karneval Fassenacht, ist aber ansonsten ähnlich wie der Karneval. Der erste Rosenmontagszug fand hier 1838 statt, auch wenn die Fasnacht schon im Mittelalter gefeiert wurde. Die traditionellen Kostüme der Fastnachtsgesellschaften erinnern auch hier an militärische Uniformen. Wie überall wird auch in Mainz am 11.11. um 11:11 Uhr die närrische Zeit eröffnet. Aber in Mainz wartet man nicht bis zum 06. Januar, bis man richtig loslegt. Bereits am 01. Januar nämlich findet ein erster Umzug der Garden statt. Danach finden an jedem Wochenende bis zur Fastnachtswoche Prunksitzungen statt. Übrigens ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass jede Veranstaltung 11 Minuten nach der vollen Stunde beginnt.

Mann spielt auf einem traditionellen Instrument beim Karneval in Mainz
Traditionelle Musik darf beim Karnevalsumzug nicht fehlen

Auf Sitzungen wird, wie auch in Düsseldorf oder Köln, ordentlich über die Obrigkeit gelästert und die aktuellen Themen durch den Dreck gezogen. Natürlich ertönt dann überall auch der Narhallamarsch, die Erkennungsmelodie der Mainzer Fassenacht. Am Donnerstag vor Rosenmontag stürmen auch in Mainz die Frauen beim Altweiberfasching das Rathaus und feiern danach auf dem Schillerplatz rund um den Fastnachtsbrunnen. Am Sonntag gibt es dann noch einmal einen Umzug der närrischen Garden, bevor dann am Montag pünktlich um 11:11 Uhr der große Rosenmontagszug startet. Eine Besonderheit beim Zug in Mainz sind die Schwellköpp, riesige Pappmaché Köpfe, die auf den Schultern einzelner Teilnehmer sitzen.

Mainzer Fastnachtszug im Überblick
Datum:Rosenmontag ab 11:11 Uhr
Streckenlänge:ca. 7,5 Kilometer
Teilnehmer:ca. 10.000 in bis zu 160 Festwagen, ca. 90 Musikkapellen und unzähligen Fußgruppen
Besucher:über 500.000
Hoteltipp: Im Hilton Mainz befindet ihr euch mitten im Geschehen und müsst nur vor die Hoteltür treten um Teil der Party zu sein.

5. Cottbus – der Zug der fröhlichen Leute

Der Karneval in Cottbus geht zurück auf sorbische Traditionen, die man unter dem Namen Zapust kennt. Dazu gehörte der Zug junger Männer zu den Mädchen in der Spinnstube, der Zamperzug verkleideter Männer zum Einsammeln von Spenden, mit Ende im Gasthaus bei Tanz. Seit 1873 gibt es Karnevals-Gesellschaft zu Cottbus. Zu DDR-Zeiten war der Karneval der Obrigkeit aber ein Dorn im Auge, vor allem der politische Aspekt. Aber bereits 1990 startete man wieder voll durch und belebte die Tradition wieder. Heute ist der Karnevalsumzug in Cottbus die größte und fröhlichste Veranstaltung ihrer Art im Osten Deutschlands.

Kostümierte Frau amüsiert sich beim Karneval in Cottbuss
Buntes Treiben und feierliche Stimmung beim Cottbusser Karneval

Die großen Karnevalssitzungen gibt es in Cottbus bis auf eine Ausnahme nicht. Die Sitzung „Heut steppt der Adler“ ist eine Fernsehproduktion, bei der sich die Karnevalsvereine aus der Region Berlin-Brandenburg präsentieren. Die große Party beginnt dann mit dem Altweiberfasching am Schmutzigen Donnerstag und ist eine echte Frauenveranstaltung. Am Freitag und Samstag dürfen dann alle in einer großen Halle feiern. Höhepunkt in Cottbus ist der Karnevalsumzug am Faschingssonntag. Dann zieht der Zug der fröhlichen Leute ab 13:11 Uhr durch die Innenstadt.

Cottbuser Karnevalszug im Überblick
Datum:Sonntag vor Rosenmontag ab 13:11 Uhr
Teilnehmer:ca. 4.000 in 200 Gruppen und 10 Musikkapellen
Besucher:ca. 100.000
Hoteltipp: Das Lindner Congress Hotel Cottbus liegt im Zentrum der Stadt und ist somit der ideale Ausgangspunkt für den Besuch des Zuges.

6. Würzburg – Fasching unter den Weinbergen

Im fränkischen Fasching feiert man eher auf Bällen als bei Prunksitzungen. So gibt es in Würzburg nur eine Galaprunksitzung während der Faschingssaison. Aber mal ehrlich: Für die Feierwütigen unter euch ist ein Kostümball in einer Kneipe viel interessanter als eine Prunksitzung. Beim offiziellen Prinzenball geht es noch etwas formell zu. Das Brauhaus Würzburg bietet sich das ganze Jahr über als Partylocation mit eigener Brauerei an. Zum Fasching wird bei den legendären Kieznächten aber noch eine Schippe draufgelegt und von Altweiberfasching bis Rosenmontag wild gefeiert.

Frau mit Maske an der Bar beim Karneval in einer Partylocation in Würzburg
Karneval feiern in Partylocations

Zu den weiteren legendären Veranstaltungen gehören die Partys im Irish Pixie mit den Namen Rocky Horror Pixie, Bad Taste oder Krankenschwesternball. Nach über 30 Jahren kann man auch den Tuntenball im Theater und Kulturzentrum Chambinzky als eine Würzburger Faschingstradition einordnen. Hier feiert die queere Szene so richtig ausgelassen. Bereits am Faschingssonntag geht der angeblich größte Faschingsumzug in Bayern an den Start. Der schlängelt sich von der Semmelstraße bis zum Sanderring, wo im Anschluss dann doch etwas Straßenfasching gefeiert wird. Eine Besonderheit des Faschingszuges in Würzburg ist die Tatsache, dass Musik vom Band hier verboten ist.

Würzburger Faschingszug im Überblick
Datum:Faschingssonntag 11:55 Uhr
Teilnehmer:ca. 3500 in ca. 150 Gruppen
Besucher:ca. 100.000
Hoteltipp: Das Dorint Hotel Würzburg liegt sehr zentral in der Nähe des Doms und ist somit ein perfekter Ausgangspunkt um sich in die Faschingsfeierlichkeiten zu stürzen.

7. Nürnberg – perfekt für Kinderfasching

Wenn man bedenkt, dass sich die meisten Nürnberger als Faschingsmuffel bezeichnen, verwundert es, dass es in der fränkischen Metropole 16 Karnevalsgesellschaften gibt, von denen jede eine eigene Prunksitzung oder Maskenball organisiert. Dabei war Nürnberg bis zur Reformation eine echte Narrenhochburg. Der erste Faschingsumzug ist für 1397 bestätigt, was ihn zum ältesten der Welt macht. Das Besondere am Fasching in Nürnberg ist, dass es in der Saison sehr viele Veranstaltungen für Kinder gibt. Am Rosenmontag gibt es dann sogar einen Kinderfaschingszug, dessen Gruppen aus den Krippen, Kitas und Schulklassen kommen.

Kind mit Polizeijacke beim Kinderfasching in Nürnberg
Beim Kinderfasching kommen auch die Kleinen auf ihre Kosten

Wie in Würzburg findet der Fasching auch in Nürnberg hauptsächlich in den Kneipen statt. Legendär sind die Partys im Parks, einer der bekanntesten Eventlocations in Nürnberg. Zwei Partys stechen dabei besonders raus: der Jambo Jambo Faschingsball und die Rosenmontagsparty. Der Umzug der Erwachsenen, hier auch Gaudiwurm genannt, startet bereits am Faschingssonntag und konkurriert in seiner Größe durchaus mit dem in Würzburg. Wenn ihr die Highlights des Faschings in Nürnberg gefeiert habt, lohnt sich ein Abstecher nach München, wo am Faschingsdienstag am frühen Morgen die Marktweiber auf dem Viktualienmarkt tanzen und danach überall Kehraus gefeiert wird.

Nürnberger Faschingsumzug im Überblick
Datum:Faschingssonntag 13:00 Uhr
Startpunkt:Bayreuther Straße (Stadtpark)
Teilnehmer:Nürnberger Karnevalsgesellschaften und 50 weitere Gruppen
Besucher:ca. 100.000
Hoteltipp: Das Leonardo Nürnberg bietet euch eine komfortable Unterkunft, wenn ihr nach der Party euer Haupt zu Ruhe betten wollt.

8. Rottweil – Gschell und Biß beim Narrensprung

Im schwäbisch-alemannischen Raum wird die Fasnet gefeiert. Die unterscheidet sich komplett vom rheinischen Karneval und dem bayrischen Fasching. Farbenfrohe, nach strengen Richtlinien gefertigte Kostüme bestimmen das Bild der Fasnet. Kostüm und Larve – so werden die Masken genannt – werden innerhalb der Familie weitervererbt und mit Stolz getragen. Da alle nicht nur ein Kostüm, sondern auch eine Maske tragen, lässt sich nicht feststellen, wer nun unter der Verkleidung steckt. Das häufigste Kostüm ist das Gschell. Über einem bunt bedruckten Leinenanzug trägt diese Figur sechs Glockenriemen, die ihr den Namen gaben (Gschell von Schellen = Läuten). Das Biß erkennt man an den gefletschten Zähnen und der großen Nase.

Traditionelle Kostüme mit Masken bei einem Karnevalsumzug in Rottweil
Traditionelle Faschingsparade in Rottweil

Das Schantle war ursprünglich eine leicht bösartige Figur, die mit einem Besen ausgestattet zu allerlei derbem Schabernack aufgelegt war. Dieses Kostüm wurde aber Anfang des 19. Jahrhunderts verboten und tauchte dann ab 1870 als edler Schantle mit Gehstock statt Besen wieder auf. Die Saison beginnt am 06. Januar mit dem Abstauben der Narrenkleider. Dann ziehen Männer im Frack durch die Stadt und säubern die Kostüme. Am Schmutzigen Donnerstag (Altweiberfasching) ziehen Gruppen durch die Lokale der Stadt und kommentieren aktuelle Themen. Am Fasnetssonntag werden die Kinder beschenkt, bevor der Kinderumzug startet, an dem aber keine historischen Kostüme erlaubt sind. Am Rosenmontag weckt die Tagwachkapelle ab fünf Uhr morgens die Stadt auf, damit alle pünktlich um acht bereit für den ersten Narrensprung sind. Bei dem „springen“ dann die Menschen in den traditionellen Kostümen stundenlang über die Hauptstraße.

Der Narrensprung im Überblick
Datum:Fasnetsmontag ab 8 Uhr, Fasnetsdienstag ab 8 Uhr und nochmal ab 14 Uhr
Teilnehmer:ca. 4.000 Narren
Besucher:ca. 20.000 pro Sprung

9. Weil am Rhein – von wegen am Aschermittwoch ist Alles vorbei

Während im ganzen Land am Aschermittwoch der Kater mit Heringsessen vertrieben wird und die Narren trauern, starten die Weiler im äußersten Südwesten erst so richtig durch. Bereits im Jahr 1281 ist belegt, dass die Nonnen aus dem Basler Kloster Klingenthal den Weilern zwölf große Holzwellen für das Fastnachtsfeuer schenkten. Schon damals stand der Hauptredner während des Feuers auf einem Pritschenwagen und verkündete die wichtigen Themen aus dem vergangenen Jahr. Um das Feuer herum tanzten die maskierten Menschen.

Traditionelles Fastnachtsfeuer in Weil am Rhein
Traditionelles Fastnachtsfeuer in Weil am Rhein

Die Fasnetsaison startet dennoch am 11.11. und an mehreren Terminen finden Zunftabende oder Guggebälle statt. Der Name Guggeball kommt von der Guggemusik, die dort gespielt wird. Diese Art von Musik ist typisch für die alemannische Fasnet und wird hauptsächlich von Blechbläsern ziemlich laut und noch schräger dargeboten.

Ab dem Donnerstag nach Aschermittwoch steuert die Buurefasnet auf ihren Höhepunkt zu. Das erste Megaevent ist das Guggemonsterkonzert am Samstag nach Aschermittwoch auf dem Weiler Rathausplatz. Bis zu 14 Guggemusike aus der Region spielen dann gemeinsam und sind noch bis weit in die benachbarten Dörfer und Städte zu hören. Am Sonntag nach Aschermittwoch zieht dann der große Umzug mit Gruppen aus dem ganzen Südwesten Deutschlands mehrere Stunden durch die Stadt. Übrigens ist es fast schon Tradition, nach dem Umzug die Nacht durchzufeiern und am Montagmorgen ab vier Uhr in der Früh beim Basler Morgestraich dabei zu sein.

Buurefasnet im Überblick
Datum:Sonntag nach Aschermittwoch 13:30 Uhr
Teilnehmer:ca. 3.200 in 120 Gruppen
Besucher:ca. 20.000

Häufig gestellte Fragen zum Karneval und Fasching in Deutschland

Wann ist der Karneval in Deutschland?

Eröffnet wird der Karneval in Deutschland in den meisten Regionen am 11.11. Die schwäbisch-alemannische Fasnet beginnt meist erst am 06. Januar. Höhepunkt und Ende des wilden Treibens ist das Wochenende vor Aschermittwoch, an dem die 40-tägige vorösterliche Fastenzeit beginnt. Die Buurefasnet oder auch Alte Fastnacht endet eine Woche später, weil die Fastenzeit bis ins Jahr 1091 kürzer war. Damals wurde die Fastenzeit verlängert, weil die Synode von Benevent beschlossen hatte, die Sonntage von der Fastenzeit auszunehmen.

Kostümierte Frau beim Karneval [Bildquelle: © diogoppr | Canva]
Karnevalsglück: Frau in farbenfrohem Kostüm umgeben von bunten Luftballons

Wo gibt es Karneval in Deutschland?

Der Karneval in Deutschland wird hauptsächlich entlang des Rheins gefeiert. Das Vorbild für den rheinischen Karneval ist der Karneval in Venedig. In Bayern nennt man den Karneval Fasching und im Südwesten Deutschlands feiert man Fasnacht oder Fasnet. Die Hochburgen der Feierlichkeiten liegen zumeist in überwiegend katholischen Gegenden, weil nach der Reformation bei den Protestanten der Karneval als zu sündig angesehen und verboten wurde. Wie gut, dass die Katholiken ihre Karnevalssünden am Aschermittwoch beichten können und vom Pfarrer dann die Absolution erhalten.

Freunde beim Karneval [Bildquelle: © klebercordeiro | Canva]
Ausgelassene Freunde feiern gemeinsam den farbenprächtigen Karneval

Warum wird Karneval in Deutschland gefeiert?

Der Hauptgrund dürfte darin liegen, dass die Menschen vor der Fastenzeit alle verderblichen Waren verzehren mussten. Da man dann sieben Wochen lang kein Fleisch essen und keinen Alkohol trinken durfte, wurde an den Tagen vor Beginn der Fastenzeit eben noch mal ausgiebig geschlemmt. Ein anderer Grund dürfte aus vorchristlicher Zeit stammen, als man mit archaischen Ritualen den Winter, die Dunkelheit und die bösen Geister vertreiben wollte.

Verkleidete Kinder beim Fasching
Fröhliche Kinder in bunten Faschingskostümen – Spaß und Konfetti

Ist Fasching und Karneval das gleiche?

Wenn Fasching und Karneval für euch bedeutet, mal wieder ausgelassen zu feiern, dann ja. Das Erscheinungsbild und die traditionellen Kostüme unterscheiden sich aber stark. Die Karnevalsvereine am Rhein und in Bayern setzen auf militaristische Kostüme und Garden. In der schwäbisch-alemannischen Fasnet dominieren Hexen und Hansele mit kunstvoll geschnitzten Masken das Bild. Fasching und Karneval haben auch immer einen „politischen“ Aspekt, weil man die Obrigkeit durch den Dreck ziehen darf. Bei der Fasnet steht das aber eher im Hintergrund.

Umzug zum Karneval mit Trommeln [Bildquelle: © FG Trade  | Canva]
Rhythmischer Karnevalsumzug: Trommler führen die bunte Parade an

Fazit zum Karneval in Deutschland

Wenn ihr gerne ausgelassene und wilde Partys feiert, seid ihr in den beschriebenen Karnevalshochburgen an der richtigen Stelle. Vor allem das Wochenende ab Altweiberfasching oder Schmutzigem Donnerstag ist an vielen Orten eine große Sause in Kneipen und auf Straßen. Dann wird geschunkelt oder getanzt und ausgelassen gefeiert. Schließlich genießt man in einem Kostüm Narrenfreiheit und kann so richtig auf den Putz hauen. Ab dem Aschermittwoch müsst ihr dann aber wieder brav sein. Übrigens zählen die Traditionen des Rheinischen Karnevals und der Schwäbisch-alemannischen Fasnet seit 2014 zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Helau, Alaaf, Narri-Narro!

Info: Nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt wird Karneval gefeiert. Lass dich von unseren Karneval Reisen inspirieren!