fässer mit portwein in Porto

Auf den Spuren des Portweins durch das Douro-Tal

Die warme Abendsonne senkt sich über die Steilhänge, an denen die Rebstöcke in langen Reihen stehen. Eine laue Brise bewegt die saftig grünen Blätter, unter ihrem Schutz reifen köstliche Trauben heran. Stille liegt über dem Fluss. Hier in den Weinbergen des Douro-Tals fällt der graue Alltag ab. Die Nähe zur Natur, die unberührte Landschaft und die Jahrhunderte alte Tradition des Handwerks fügen sich am Douro zu einem perfekten Genuss zusammen.

Unsere Reise beginnt einige hundert Kilometer weiter westlich, in Porto, und folgt dem Lauf des Douro ins Landesinnere – immer auf der Suche nach dem Geist des Ports.

Porto – der Charme längst vergangener Glanzzeit

Der Flieger bringt uns nach Porto. Hier am Atlantik beginnt unsere Reise auf den Spuren des Portweins. Für das Getränk selbst hingegen ist die Hafenstadt vorläufiger Endpunkt der Reise, denn dort warten die Fässer und Flaschen auf den Weitertransport in alle Welt. Die moderne Infrastruktur ermöglicht uns eine bequeme Fahrt vom Flughafen ins Zentrum der Stadt.

Blcik auf Porto und die Brücke

Hier bekommen wir bereits einen Vorgeschmack darauf, was uns die nächsten Tage erwartet: Es wird eine Zeitreise. Die pittoresken Plätze, verwinkelten Gässchen und bunten Fassaden der Häuser, deren blätternder Putz und windschiefe Fensterläden, tragen zu dieser ganz besonderen Atmosphäre bei – sie alle ergeben einen Kontrast zum modernen, geschäftig lärmenden Leben, das auch vor den jüngeren Vierteln Portos keinen Halt gemacht hat.

altstadt porto

Doch wir können an jeder Ecke erahnen, wie es vormals gewesen sein muss, als die Stadt noch hauptsächlich von den Portweinproduzenten und Händlern geprägt war. Auf ihre Spuren wollen wir uns begeben. Schnell werden wir fündig: Entlang der Douro-Mündung schmiegen sich die Portweinkellereien aneinander. Dort kann man sich bei einer Führung mit dem Aushängeschild Portugals vertraut machen und das erste Schlückchen Portwein verkosten, während man die wahrscheinlich beste Aussicht auf die Altstadt genießt.

Danach tauchen wir ein in das bunte Hafenviertel mit seiner mittelalterlichen Architektur, den nostalgischen Läden und der portugiesischen Lebensfreude.

Flussaufwärts zu den Wurzeln des Portweins

Von Porto aus startet unsere Erkundungstour ostwärts, den Fluss hinauf. Wir lassen die lebhafte Stadt hinter uns und freuen uns auf die atemberaubende Landschaften. Zwischen Entre-os-Rios und Peso da Régua begegnen wir den Weinbergen, auf denen die Trauben für den Portwein gedeihen. Es ist eine raue und zugleich schmeichelnde Umgebung, die ihre feinen Noten in den hochklassigen Produkten der hiesigen Quintas hinterlässt. Besonders in Erinnerung bleiben wird uns die Aussicht von der Wallfahrtskirche Lamego auf die gleichnamige Stadt und den Fluss.

Wallfahrtskirche Lamego in Porto

 Zum Abendessen kehren wir in einer der vielen Quintas ein. Die Zutaten zur Zubereitung der Speisen kommen aus der Region, sie werden nach Rezepten zubereitet, die von Generation zu Generation weitergereicht werden – genau wie das Wissen über den Portwein.

Die Besichtigung der barocken Palastanlage Casa de Mateus nahe Vila Real mit ihren üppigen Gartenanlagen darf auf unserem Programm aber natürlich nicht fehlen. Die nächste Etappe bringt uns von Peso da Régua nach Barca d’Alva.

Figueira de Castelo Rodrigo, ein Städtchen, dessen Name so viel wie „Feigenbaum der Burg Rodrigo“ bedeutet, widmen wir einen Zwischenstopp, um seine reich geschmückten historischen Häuser im Manuelino-Stil zu besichtigen.

Weinherstellung in bester Tradition

Unser Hauptaugenmerk gilt, bei allem Genuss landschaftlicher Schönheit, aber immer noch dem Portwein. Ein altes portugiesisches Sprichwort besagt: „Es gibt nicht den einen Moment für ein Glas Portwein, aber sicher gibt es einen passenden Port für jeden Moment.“ Und das kann man getrost glauben. Von sinnlich über süß bis würzig hat dieser traditionelle Wein eine ganze Bandbreite an Aromen zu bieten.

dour-tal mit weinbergen in portugal

Die noch heute angewandte Produktionsweise stammt aus dem 18.Jh. und wurde ursprünglich von den Briten nach Portugal gebracht. Es gibt mehr als 30 verschiedene Portwein-Rebsorten, einige davon sind autochthon, also nur in dieser Region heimisch. Nach der Lese, die aufgrund der Steilhanglagen immer noch von Hand gemacht wird, werden die Trauben zum Trester gestampft. Diese Aufgabe übernehmen heutzutage häufig Maschinen, einige Produzenten nutzen dazu aber immer noch die Kraft der Beine.

Viele Quintas lassen ihre Besucher gerne hinter die Kulissen blicken und bieten entsprechende Führungen an. Dabei erklären sie die Herstellung und die damit zusammenhängenden Techniken. Zum Beispiel wird die Gärung des gestampften Tresters zwischen 6 und 9 Volumenprozent Alkohol gestoppt, indem dem Wein Traubenbranntwein zugemischt wird, der die Hefen zerstört.

Lagerhalle mit Weinfässern in Porto

Zur Reifung fahren die Winzer ihre Fässer anschließend flussabwärts zu den Lagerhäusern in Porto und Villa Nova de Gaia. Lediglich die Fässer, in denen der Tawny Port entsteht, verbleiben im Douro-Tal und können auf der Quinta besichtigt werden. Tawny – das wird der Winzer gerne erläutern – bedeutet so viel wie lohfarben und ist eine von den verschiedenen Sorten des Portweins, die anderen heißen White, Rosé und Ruby.

Nur wenn der Port im Douro-Tal produziert wurde, darf er den Namen Portwein tragen und lediglich die allerbesten Jahrgänge erhalten das Prädikat Vintage. Und als Late Bottled Vintage (LBV) bezeichnet man Portweine, die vier bis sechs Jahre im Fass gelagert wurden, bevor man sie auf Flaschen zieht.

Bei so viel Wissenswertem über den edlen Tropfen bekommen wir Durst und Appetit. Wie gut, dass zur Besichtigung einer Quinta natürlich auch die Verpflegung gehört. Ohne die hauseigenen Köstlichkeiten probiert zu haben, würde sowieso niemand gehen wollen.

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Das Douro-Tal als Ausgangspunkt für weitere Erkundungstouren

Das Douro-Tal taugt auch als Startpunkt für Ausflüge in die nähere Umgebung. Der Douro ist in seinem Oberlauf Grenzfluss zwischen Portugal und Spanien, jenseits der Grenze lockt zum Beispiel die Stadt Salamanca Besucher an.

Salamanca in Portugal

Die Provinzhauptstadt im Nordwesten Spaniens reicht mit ihren Wurzeln bis in die keltische Zeit zurück. Kunstvolle Sandsteingebäude und die berühmte Universität zeugen von ihrer Vergangenheit als geistiges Zentrum des Mittelalters – bis heute tragen die zahlreichen Studenten aus aller Welt zur lebendigen Vielfalt in Salamanca bei.

Auch der Naturpark Arribes del Duero gehört schon teilweise zu Spanien. Er stellt die unberührte Schönheit der Landschaft des oberen Douro-Tals unter Schutz. Bei einer Wanderung kommen wir zurück zum Einklang mit den Kräften der Natur.

Neben den Elementen Luft und Erde begleitet uns auch das Wasser auf unserer Reise: Eine Flussfahrt auf dem Douro darf auf keinen Fall fehlen. Wer möchte, kann die ganze Reise aufs Wasser verlegen und das Douro-Tal von einem Flusskreuzfahrtsschiff aus erkunden.

portwein und pasteis de nata in porto


Portwein rangiert in Deutschland unter den Klassikern, wird vorwiegend als Aperitif oder Digestif gereicht. Die meisten gut sortierten Bars bieten verschiedene Ports an. Richtigen Kultstatus genießt er – völlig zu Unrecht – nicht, aber es lässt sich in den letzten Jahren eine Art Renaissance beobachten.

Auch als Mischgetränk, zum Beispiel mit Tonic Water als Partner, findet Portwein wieder mehr und mehr Fans. Die geschmacklichen Nuancen, mit denen der Portwein aufwartet, können es in puncto Vielfalt jederzeit mit Whiskey oder Rum aufnehmen. Den einzigartigen Geschmack des köstlichen Tropfens kann man natürlich überall genießen, doch seine Seele versteht nur, wer ihn einmal direkt auf der Quinta mit dem Blick auf den Douro getrunken hat.

Wenn ihr Lust habt selbst eine Tour durch Porto zu machen, findet ihr bei uns passende Angebote und Hotels.